Das Konzept
Das Programm Faustlos ist ein Programm zur Gewaltprävention durch Erhöhung und Unterstützung sozialer Fähig- und Fertigkeiten in den Bereichen
1. Empathie, 2. Problemlösung und Impulskontrolle, 3. Umgang mit Ärger und Wut und durch Verminderung impulsiven und aggressiven Verhaltens von Kindern.
Es ist die deutsche Version des amerikanischen Programmes SECOND STEP, das vom Commitee for Children in Seattle entwickelt wurde und zahlreiche Auszeichnungen erhalten hat. Prof. Dr. Manfred Cierpka von der Abteilung für Kooperationsforschung und Familientherapie der Universität Heidelberg passte es dem deutschsprachigen Raum an.
Das Programm wendet sich im Unterschied zu anderen Präventions- bzw. Konfliktlösungsprogrammen an sehr junge Kinder im Alter von 4 - 6 Jahren oder 6 - 10 Jahren.
Die Inhalte der drei nacheinander vermittelten Themenbereiche Empathie, Impulskontrolle und Umgang mit Ärger und Wut werden den Kindern unter Einbeziehung von Erziehungsverantwortlichen in 30, wöchentlich durchgeführten, schrittweise aufeinander aufbauenden Lektionen vermittelt.
Die Dauer der Durchführung beläuft sich auf ca. ein ¾ Jahr.
Anregende Bildmaterialien mit Alltagssituationen laden zum Diskutieren und Weiterdenken ein.
Rollen-, Puppen-, Bewegungsspiele, Geschichten und Arbeitsbögen vertiefen spielerisch kind- und altersangemessen die erlernten Inhalte, während weitere gemeinsame Spiele Freude und Mut machen und gleichzeitig Wahrnehmung und soziales Verhalten stärken.
Infobriefe zu jeder durchgeführten Lektion für Eltern und andere interessierte Erziehungsverantwortliche sorgen für Transparenz, halten auf dem Laufenden und geben die Möglichkeit, von zu Hause, Schule, Kindergarten etc. aus zusätzlich zu unterstützen.
Die LehrerIn/ErzieherIn ist während der Durchführung anwesend und erhält Informationen zu den Inhalten des Programmes und Anregungen, um die gelernten Inhalte im Alltag vertiefen zu können.
Die drei Lerneinheiten des Programmes
1. Lerneinheit: Empathietraining
Wer kennt das nicht? Mangel an Einfühlung
Peter hat Marie beim Vorbeilaufen aus Versehen angerempelt. Marie ist sauer, glaubt, er hätte es absichtlich getan, nimmt es persönlich. Sie nimmt nicht wahr, dass Peter sie aus Versehen angerempelt hat. Sie schreit Peter an. Nun ist auch Peter sauer, er hat es ja nicht absichtlich gemacht. Er entschuldigt sich nicht, er bietet auch nicht seine Hilfe an...
Beim Empathietraining geht es rund um Gefühle: Gefühle erkennen, benennen, wahrnehmen, ausdrücken, unterscheiden ist z.B. Bestandteil dieser Einheit. Fähigkeiten in diesem Bereich sich Voraussetzung zum Lösen von Problemen, zum Aufbau zufriedenstellender Freundschaften, zum Sich-wohl-fühlen in zwischenmenschlichen Beziehungen, für einfühlendes prosoziales Verhalten.
2. Lerneinheit: Impulskontrolle
Wer kennt das nicht? Konflikte und impulsives Verhalten
Ömer spielt mit einem Piratenschiff. Julian möchte auch damit spielen und reißt es Ömer aus der Hand. Eine wilde Rangelei beginnt...
Im Mittelpunkt des Bereiches Impulskontrolle steht der Umgang mit Konflikten: Probleme benennen, Lösungsideen entwickeln, bewerten, ausprobieren und überprüfen gehört hierzu. Gleichzeitig werden soziale Verhaltensweisen, die der Problemlösung dienen, geübt, wie z.B. "dem Druck von Gleichaltrigen standhalten", abwechseln, teilen. Das hilft, sich selbst als kompetent und fähig zu erleben, Freundschaften aufzubauen und zu erhalten, sozial anerkannt zu sein und sich gemocht zu fühlen.
3. Lerneinheit: Umgang mit Ärger und Wut
Wer kennt das nicht? Ärger und Wut
Lilli wird von den anderen Kindern oft gehänselt. Sie kennt das. Manchmal wird ihr alles zu viel, sie sieht einfach nur rot und rastet aus. Letzte Woche hat sie Jana so stark geschubst, dass diese hinfiel und sich dabei den Arm gebrochen hat...
Beruhigungs- und Selbststärkungstechniken bei Ärger und Wut anzuwenden und im weiteren mit den für die Wut auslösenden Gefühle für sich selbst und für andere konstruktiv umgehen, sich den sozialen Problemen zuwenden können, darum geht es in der letzten Lerneinheit des Programmes: mit z.B. Enttäuschungen, Verletzungen, Hänseleien konstruktiv umgehen zu können und zu wissen, dass man sich beruhigen kann, lässt einen sich selbst stark und kompetent fühlen.